Lesung

Oliver Hilmes
"Berlin 1936 -
Sechzehn Tage im August"

Im Sommer 1936 fiebert Berlin den Olympischen Spielen entgegen. Die Stadt wirkt plötzlich wieder wie eine weltoffene und pulsierende Metropole. Die „Juden verboten“ Schilder sind kurzzeitig verschwunden, der Verkauf des Hetzblattes „Stürmer“ für die Dauer der Spiele eingestellt und statt des „Horst-Wessel-Lieds“ klingen Swing-Töne durch die Straßen. Die Nationalsozialisten verwandeln die Olympischen Spiele in ein fulminantes Propagandaspektakel für das eigene Regime und inszenieren sich als friedliebende Gastgeber. Zugleich arbeitete das Regime daran, die Unterdrückung zu perfektionieren und das Land in den Krieg zu treiben.
Ein Sommer der Widersprüche: Im neu erbauten Olympiastadion jubeln die Massen und vor den Toren der Stadt entsteht das KZ Sachsenhausen. Die ausländischen Gäste werden vom Regime hofiert, die Berlinerinnen und Berliner erleben unerwartete Momente der Freiheit.
Sechzehn Tage währte das Spektakel, das Oliver Hilmes in Episoden von prominenten und unbekannten Personen, von Künstlern und Sportlern, von Restaurantbesitzer und NS-Größen einem Mosaik gleich kunstvoll zu einem Porträt der Stadt zusammensetzt.

Oliver Hilmes, geboren 1971, studierte Geschichte, Politik und Psychologie in Marburg, Paris und Potsdam und promovierte zur politischen Gustav-Mahler-Rezeption 1919-1945 – eine Studie über den Zusammenhang von Antisemitismus und Kritik an der Moderne. Seit 2002 arbeitet für die Stiftung Berliner Philharmoniker. Als persönlicher Referent des Intendanten wirkte er u.a. an der Realisierung des Education-Programms der Berliner Philharmoniker sowie an der Umwandlung des Orchesters in eine Stiftung mit. 2003 veröffentlichte er mit „Witwe im Wahn, Das Leben der Alma Mahler-Werfel“ seine erste erfolgreiche Biographie. Es folgten auf die Lebensschilderungen von Cosima Wagner 2007, das Komponistenporträt zu Franz Liszt 2011 und im Jahr 2013 erschien seine Biographie des bayerischen Märchenkönigs Ludwig II.