2011 und 2013

Helfende Hände im Magazin der Staatsbibliothek zu Berlin

Nach dem Ende des 2. Weltkriegs verblieben die kriegsbedingt ausgelagerten Bestände der Preußischen Staatsbibliothek unter dem Primat des Kalten Kriegs teils in den drei Westzonen und teils in der Ostzone. Die “Wiedervereinigung” der Bücher aus dem Hauptbestand bis zum Erscheinungsjahr 1945 konnte erst nach der Sanierung der Magazine im Haus Unter den Linden vorgenommen werden. An der Aufgabe, mehr als zehntausend Regalmeter ineinander zu sortieren, beteiligten sich die Mitglieder mit einem eigenen Hilfsprojekt.

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Vorsortieren der Bestände aus den beiden Häusern.
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Das vermutlich dickste und dünnste Buch der Signaturengruppe A
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Sorgfalt und Genauigkeit, um alle Bücher an den richtigen Platz zu stellen.

In Anbetracht von mehr als zehn Kilometern Buchrücken an Buchrücken nimmt es wenig Wunder, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Magazinen diese Aufgabe nicht neben ihrem Alltagsgeschäft bewältigen können. Daher richtete sich ein Aufruf an alle Kolleginnen und Kollegen aus dem Haus, im Magazin beim Sortieren zu helfen.

Die „Freunde der Staatsbibliothek zu Berlin“ fühlten sich ebenfalls angesprochen und entwickelten daraus ein Hilfsprojekt aus ihren Reihen. Unter der Überschrift „Helfende Hände gesucht“ erging ein Rundschreiben an alle Mitglieder mit der Bitte, der Bibliothek Zeit zu schenken. Die Resonanz übertraf alle Erwartungen: Rund 40 Mitglieder meldeten sich, um gemeinsam mit der Leiterin der Geschäftsstelle zu sortieren. Zwischen Anfang August und Ende November 2011 kamen nahezu täglich ein bis zwei Mitglieder für jeweils zwei Stunden zur Mitarbeit. Auf der einen Seite die Bücher aus dem Haus Potsdamer Straße und auf der anderen Seite die Bücher aus dem Haus Unter den Linden. Entsprechend dem Signaturensystem wurden die Bücher wie im “Reißverschlussverfahren” sortiert und anschließend in das Regal gestellt.

An manchen Tagen lief es leicht von der Hand und die Regalböden füllten sich mit großer Geschwindigkeit. Der „Catalogue of Copyright Entries“ nimmt allein 16 Regalböden in Anspruch. Auch mit Gotthold Ephraim Lessing ließ sich problemlos ein ganzer Vormittag verbringen. An anderen Tagen erforderte das Zusammensortieren ein besonders hohes Maß an Konzentration und Sorgfalt, wenn die Signaturen sehr kleinteilig und die zu ordnenden Druckerzeugnisse schmal waren. Das vermutlich dünnste Heft, kaum so zu nennen, trägt den Titel „Benutzungsstatistik der Königlichen- und Universitäts-Bibliothek zu Breslau für die Jahre 1872 (Oktober) bis 1884 (März)“ und umfasst gerade mal zwei Seiten. Das vielleicht dickste Buch „The Publishers’ Trade List Annual“ aus dem Jahr 1928  hingegen ist etwa 26 cm breit.

Nach einer baubedingten Pause von zwei Jahren kehrten im Herbst 2013 erneut die Mitglieder der “Freunde der Staatsbibliothek e. V.” zum Sortieren in die Magazinräume im Haus Unter den Linden zurück. Nach der Signaturengruppe A, die Allgemeines, Wissenschaftskunde und Literaturgeschichte umfasst, kamen nun mit den Signaturengruppen M bis O Themen wie Chemie, Aberglauben und Landwirtschaft an die Reihe.

Insgesamt rund 1.000 Arbeitsstunden vor Ort schenkten die Mitglieder “ihrer” Staatsbibliothek zu Berlin. Es war ihnen eine Freude, einen Blick “hinter die Kulissen zu werfen” und aktiv mitzuarbeiten, dass die Staatsbibliothek und ihre Mitarbeiter*innen ihren Auftrag für die Forscher und Wissenschaftlerinnen noch besser verwirklichen können.