Programm 2023
Buchpremiere
Historische Rosen - Sorten, Geschichten, Gartentipps
von Sofia Blind
Rosa mundi, Souvenir de la Malmaison, Frau Karl Druschki – die mal klangvollen, mal kuriosen Namen alter Rosen beschwören die Klostergärten des Mittelalters, die Rosensammlungen von Kaiserin Joséphine oder das Rosenfieber der vorletzten Jahrhundertwende herauf. Und jede dieser alten Rosen hat ihre eigene Geschichte so wie die Moschusrose, unter der schon Shakespeares Elfenkönigin Titania im ›Sommernachtstraum‹ ruhte.
Sofia Blind und Katrin Böhme stellen zahlreiche Rosensorten mit ihren Geschichten vor; gezeigt werden prachtvolle historische Illustrationen aus den Sammlungen der Staatsbibliothek zu Berlin wie zum Beispiel von Pierre-Joseph Redouté; dazu praktische Tipps für die heimischen Rosen und Rezepte.
Sofia Blind, lebt als Autorin, Übersetzerin und Gärtnerin im Lahntal. In ihrem historischen Garten wachsen Rosenklassiker ebenso wie seltene Sorten.
Dr. Kathrin Böhme ist wissenschaftliche Referentin in der Abteilung Handschriften und Historische Drucke der Staatsbibliothek zu Berlin.
Eine Kooperation mit den Freunden der Staatsbibliothek zu Berlin e. V. und dem DuMont Buchverlag
Buchpremiere
Wer sind Sie denn wirklich, Herr Gasbarra? Eine Vatersuche auf zwei Kontinenten
von Gabriel Heim
„Ich hatte kein Vaterbild. Dass er ein Theatermann war, lange in Berlin und Rom lebte und arbeitete und sich nach dem Krieg als Autor von Hörspielen einen Namen machte, wusste ich – viel mehr aber auch nicht.”
So beginnt Gabriel Heim, geboren 1950, Autor, Regisseur und Produzent, einen Text über seine Suche nach dem Vater. Bei seiner Halbschwester Claudia in Brasilien findet er mitten in der Corona-Pandemie nicht nur ihre Erzählungen, sondern auch eine Seekiste gefüllt mit der Lebensgeschichte des Vaters, Felix Gasbarra, und seiner Frau Doris Homann.
Die Basisinformation: Felix Gasbarra (1895–1985) war Berliner, Italiener, Autor, Dramaturg, Übersetzer. Sein treuester Weggefährte, der Theaterregisseur Erwin Piscator, sagt jedoch: „Über Felix Gasbarra etwas zu sagen, ist nicht leicht, besonders für jemanden, der alles und nichts über ihn weiß. Immer hat Gasbarra etwas leicht Geheimnisvolles umgeben.“
Gasbarra hat zeit seines Lebens alles getan, um seine Spuren zu verwischen. Aus gutem Grund. Im Berlin der 1920er-Jahre tritt er als schrift- und wortgewandter Kommunist auf. Mit Erwin Piscator macht er das politische Theater zu einer „Waffe der Revolution“. Gemeinsam mit seiner Frau, der Künstlerin Doris Homann, verkehrt er mit dem Who’s who der Berliner Kulturszene, arbeitet u. a. mit Franz Jung, Walter Mehring, Bert Brecht, Käthe Kollwitz, Wassily Kandinsky.
Nach der Machtergreifung der Nazis verlässt der gebürtige Italiener Deutschland, um unter merkwürdigen Umständen in Mussolinis Propagandaministerium aufzutauchen. 1944 findet sich die Spur von Dottore Gasbarra dann bei den Alliierten, mit denen er im Mai 1945, nun in britischer Uniform, in Bozen einmarschiert. Er bleibt. Zunächst als Pressezensor, dann als Schlossherr und später als Übersetzer und Autor von Hörspielen.
Gasbarra wirkt auf Menschen. Mit seinem Charme und seiner Stimme zieht er Weggefährten und vor allem Frauen in seinen Bann. 1948 zerbricht seine Ehe, Doris Homann emigriert nach Brasilien. Dort kann sein von ihm nie anerkannter Sohn 70 Jahre später seinem Vater nachspüren.
Gabriel Heim, geboren 1950 in Zürich, Studium an der Münchner Filmhochschule, Autor, Regisseur und Produzent von Dokumentarfilmen, Reportagen und Programmen für die ARD und das Schweizer Fernsehen. Programmleiter beim WDR-Fernsehen, dann Fernsehdirektor des neu gegründeten Rundfunk Berlin Brandenburg. Seit 2009 arbeitet er freiberuflich.
Moderation: André Schmitz, Vorsitzender der Freunde der Staatsbibliothek zu Berlin e. V.
Lesung: David Heim.
Anmeldung bitte hier
Rückblick
Lesung/Autorengespräch
„1923 Endstation. Alles einsteigen!"
von Peter Süß
»Ein Buch wie ein Film. Was passierte noch alles, und nicht nur im Kintopp, als Hitler im Bürgerbräukeller putschte? Deutschlands Schicksalsjahr in rasant erzählten Geschichten, mit Witz und Augenzwinkern. Und großartig geschrieben.« sagt Dieter Kosslick, 2001 – 2019 Direktor der Internationalen Filmfestspiele Berlin, über dieses Buch.
1923 – Zeitenwende, Höllenritt? Jedenfalls mit Unter haltungswert für Nachgeborene: Lotte Lenya verkauft das letzte Schmuckstück, das sie sich erschlafen hat, liegt in ihrer Pension und blickt auf das Nijinsky-Plakat an der Wand. Was nun? Bertolt Brecht fällt dreimal durch auf dem Theater und ist danach berühmt. Kurt Tucholsky kann vom Schreiben nicht mehr leben und wird Banklehrling.
Lesung
„Propaganda im Zweiten Weltkrieg. Feindflugblätter aus der Staatsbibliothek"
von Moritz Rauchhaus und Tobias Roth
Flugblätter wurden im Zweiten Weltkrieg von allen beteiligten Nationen als ein wichtiges Mittel der psychologischen Kriegsführung eingesetzt und massenhaft verbreitet, um Kriegsgegner zu bekämpfen, zu täuschen oder zu verunsichern. Die Gestaltung der Blätter ist dabei manchmal recht aufwendig und genau abgestimmt auf die jeweilige Zielgruppe.
Die Autoren Dr. Moritz Rauchhaus und Dr. Tobias Roth erzählen aus ihrer Beschäftigung mit dem Material Feindflugblatt und ihrer Arbeit an der Anthologie „Feindflugblätter des Zweiten Weltkriegs“.
Lesung/Buchpremiere
„Dichter, Naturkundler, Welterforscher – Adelbert von Chamisso und die Suche nach der Nordostpassage“
von Matthias Glaubrecht im Gespräch mit Hanns Zischler
Adelbert von Chamisso verlor früh seine Heimat, kam als Flüchtling in den Wirren der Französischen Revolution nach Deutschland – und blieb Zeit seines Lebens rastlos. Zu einer Zeit, in der selbst die Fahrt zur nächsten Stadt noch ein Abenteuer war, zog es ihn in die Welt. Nicht einmal der Erfolg mit der Geschichte des heimat- und schattenlosen Peter Schlemihl – verfasst auf Deutsch und nicht in seiner Muttersprache Französisch, änderte daran etwas.
Filmvorführung
"Jeder schreibt für sich allein"
“Jeder schreibt für sich allein”: Der Autor Anatol Regnier hat 2022 ein Buch veröffentlicht, das das Leben und Wirken von Schriftsteller*innen in Nazideutschland betrachtet. In Zusammenarbeit mit Regnier adaptierte Dominik Graf gemeinsam mit Constantin Lieb (Autor) und Felix von Boehm (Produktion) das gleichnamige Buch und übersetzte es in einen knapp dreistündigen, vielstimmigen Essayfilm, der sich akribisch mit den widersprüchlichen Biografien von Hans Fallada, Gottfried Benn, Erich Kästner, Ina Seidel und Will Vesper auseinandersetzt. Was hielt kritische Autor*innen wie Kästner, dessen Bücher in Flammen aufgingen, davon ab, nach der Machtübernahme Hitlers zu emigrieren? Welche heute anerkannten Künstler*innen sympathisierten damals mit den Nazis? Welche inneren und äußeren Widersprüche provozierte das Leben und Arbeiten unter dem Regime – auch für Institutionen wie die Akademie der Künste? Anhand von Interviews (u. a. mit dem Autor Florian Illies, der Kunstkritikerin und -historikerin Julia Voss und dem Filmproduzent Günter Rohrbach) und bis in die Gegenwart hinein diskutiert der Film die Frage nach dem Vertrauen in die Kunst und in Künstler*innen – sowie in letzter Konsequenz das komplexe Verhältnis zwischen ästhetischen Positionen und politischem Handeln.
Anmeldung bitte an freunde@sbb.spk-berlin.de
Mehr zu dem Film hier.
Lesung/Buchpremiere
Simon Strauss: „Zu Zweit“
Moderation: André Schmitz
Ein stiller Teppichhändler, der sich ganz den Häusern und Dingen verschrieben hat. Eine junge Frau, die sich auf ihr Talent zur Improvisation und ihr heiteres Wesen verlässt. Eine alte Stadt, die über Nacht von einer alptraumhaften Flut heimgesucht wird. Zwei Fremde, die das Schicksal in einer Nacht zusammenführt und die herausfinden müssen, was es heißt, zu zweit zu sein.
Lesung/Buchpremiere
Frank Vorpahl: „Aufbruch im Licht der Sterne. Wie Tupaia, Maheine und Mai Captain Cook den Weg durch die Südsee erschlossen“
Moderation: Bénédicte Savoy
Der Historiker und Südseekenner Frank Vorpahl geht den Spuren der bis heute verkannten indigenen Wegbereiter Captain Cooks bei der Entdeckung des Pazifiks nach.
Frank Vorpahl legt mit „Aufbruch im Licht der Sterne“ die lange überfällige Würdigung jener drei Polynesier vor, ohne deren Unterstützung wohl kein Europäer lebend von Cooks bahnbrechenden Entdeckungsreisen zurückgekehrt wäre: Tupaia, Maheine und Mai. Auf Basis jahrzehntelanger Beschäftigung mit frühen Weltreisen, intensiver Recherche vor Ort und eingehenden Studiums europäischer und polynesischer Quellen und moderner Forschung rückt Vorpahl das kurzsichtige koloniale Bild der Entdeckungsgeschichte zurecht. Mehr noch: Vorpahl stellt das Auftauchen und das Agieren der europäischen Entdecker aus der Sicht der Polynesier dar und erschließt uns so eine Welt, in der Cook und seine Männer sich bewegten, von der sie aber nicht sehr viel verstanden.
Lesung und Gespräch
Oliver Hilmes: Schattenzeit - Deutschland 1943: Alltag und Abgründe
mit Lesung von Ulrich Noethen
Begrüßung: Achim Bonte, Generaldirektor, und André Schmitz, Vorsitzender der “Freunde der Staatsbibliothek zu Berlin”
Gespräch: Oliver Hilmes und Christian Rabhansl (Deutschlandfunk Kultur)
Lesung: Ulrich Noethen (anstelle von Ulrich Matthes)
Das Unheil nimmt seinen Lauf bei Kaffee und Kuchen. Der Krieg sei längst verloren, der »Führer« geisteskrank: Karlrobert Kreiten, 26 Jahre alt, ein hochbegabter Pianist mit goldener Zukunft, verliert im März 1943 ein unbedachtes Wort zu Gast bei einer Jugendfreundin seiner Mutter. Sechs Monate später stirbt er am Galgen.
Kreitens tragisches Schicksal steht im Mittelpunkt von Oliver Hilmes’ grandios erzähltem Buch über Deutschland im Jahr 1943. Als bei Stalingrad eine ganze Armee vernichtet wird und Goebbels den totalen Krieg ausruft. Als die Kinder zur Sicherheit aufs Land gebracht werden und Millionen Deutsche ins Kino strömen, um Hans Albers als Münchhausen zu erleben. Als die Städte schon in Trümmern liegen, und noch immer getanzt wird. Als die NS-Vernichtungsmaschinerie auf Hochtouren läuft, die einen vom „Endsieg“ fantasieren und andere versuchen, sich der Diktatur entgegenzustellen. In einem Mosaik von Geschichten und Porträts, kunstvoll komponiert und glänzend recherchiert, lässt Hilmes das dramatische Jahr 1943 wieder lebendig werden.
Anmeldung bitte an freunde@sbb.spk-berlin.de
Lesung - Gespräch - Schenkung
Künstlerbücher aus der Sammlung Rainer Ehrt
Rainer Ehrt, Jahrgang 1960, studierte 1981– 88 an der Hochschule für Kunst und Design Halle/Burg Giebichenstein. Er ist als Maler, Graphiker, Illustrator, satirischer Zeichner, Bildhauer, Editeur und Autor tätig. In seiner “Edition Ehrt” erscheinen seit 1993 in kleinen Auflagen originalgraphische Bücher und Mappenwerke. Aus Anlass des dreißigsten Geburtstags überlässt der Künstler der Staatsbibliothek eine größere Auswahl seiner in Auflage erschienenen Künstlerbücher als Schenkung. Im Gespräch mit dem Typographen und Buchkünstler Prof. Matthias Gubig wird er am 9. März über seine Arbeit Auskunft geben und aus eigenen Texten lesen.
Anmeldung bitte an freunde@sbb.spk-berlin.de

Lesung mit Sophie Rois
"Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar" - Lesung mit Sophie Rois
Freikarten für Mitglieder
Begrüßung: André Schmitz, Vorsitzender der Freunde der Staatsbibliothek zu Berlin e. V.
Sophie Rois liest aus Berlin-Texten von Ingeborg Bachmann, Paul Celan, Max Frisch und Uwe Johnson.
Kooperationsveranstaltung mit der Biennale der Berliner Philharmoniker – Musik und Kunst der 50er und 60er Jahre – Auf der Suche nach einer neuen Moderne
Lesung mit Hans-Jürgen Schatz
"Ritter Gluck" und zwei Satiren aus den "Kreisleriana" von E.T.A. Hoffmann
Begrüßung: André Schmitz,Vorsitzender der Freunde der Staatsbibliothek zu Berlin e. V.
E.T.A. Hoffmann – Komponist, Schriftsteller und Maler, dazu noch eigentlich Jurist. Letzteres aber eher unwillig und den Forderungen der Familie gehorchend. Bei drei künstlerischen Talenten und einem klassischen „Brotberuf“ kann es im Grunde genommen kein ruhiges Leben geben.
Hans-Jürgen Schatz wird aus seinem großen Repertoire zwei Stücke vortragen, die hintergründig, amüsant, zeitlos und anregend sind.
Führung
unheimlich fantastisch E.T.A. Hoffmann-Ausstellung
Nur für Mitglieder
unheimlich fantastisch – E.T.A. Hoffmann 2022: Unter diesem Titel steht diese Ausstellung, die den so vielseitigen Künstler zu seinem 200. Todestag ehrt. Der Schriftsteller und Komponist, der Zeichner und der Jurist – auf allen Gebieten diesen Ausnahmekünstler zu betrachten, zu entdecken und zu würdigen ist eines der Ziele dieser Ausstellung. Und schnell gelangt man zu der Erkenntnis: Dieser Künstler ist weitaus aktueller als gedacht und uns nah.

Buchpremiere
"Kind einer schwierigen Zeit. Otfried Preußlers frühe Jahre" von Carsten Gansel
Begrüßung: Achim Bonte, Generaldirektor der Staatsbibliothek zu Berlin, und Thomas Sparr, stellv. Vorsitzender der Freunde der Staatsbibliothek zu Berlin e. V.
Die kleine Hexe, Räuber Hotzenplotz und Krabat – so viele Kinder sind mit den Geschichten von Otfried Preußler groß geworden. Über die bewegende Lebensgeschichte des Kinder- und Jugendbuchautors spricht der Autor Carsten Gansel mit Carola Pohlmann, Leiterin der Kinder- und Jugendbuch-abteilung in der Staatsbibliothek zu Berlin, und mit Wolfgang Hörner, Galiani Verlag. Aus dem Buch liest der Schauspieler Hanns Zischler.

Buchvorstellung
"Hast du uns endlich gefunden"
von Edgar Selge
Das literarische Debüt von Edgar Selge: Ein Zwölfjähriger erzählt seine Geschichte zwischen Gefängnismauer und klassischer Musik. Exemplarisch und radikal persönlich. Eine Kindheit um 1960, in einer Stadt, nicht groß, nicht klein. Ein bürgerlicher Haushalt, in dem viel Musik gemacht wird. Der Vater ist Gefängnisdirektor. Der Krieg ist noch nicht lange her, und die Eltern versuchen, durch Hingabe an klassische Musik und Literatur nachzuholen, was sie ihre verlorenen Jahre nennen.

Buchvorstellung
Spione, Erfinder, Unternehmer – Preußens Industrialisierung in Lebensbildern
von Andreas Bödecker und Helga Tödt
Buchvorstellung
Seid doch laut! Die „Frauen für den Frieden“ in Ost-Berlin erzählen ihre Geschichte
Mit Almut Ilsen und Ruth Leiserowitz
Im Herbst 1982 formulierten sieben Frauen in Ost-Berlin eine Eingabe und sammelten Unterschriften gegen das neue Wehrdienstgesetz der DDR, das die Einbeziehung von Frauen im Verteidigungs- und Mobilmachungsfall vorsah. Dies war die Initialzündung für die Entstehung der Oppositionsgruppen „Frauen für den Frieden“, zuerst in Ost-Berlin und später auch in anderen Städten der DDR. Die Gruppen vernetzten sich und organisierten jährliche Treffen.

Lesung